Mieterstrommodelle haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Der ganz große Durchbruch steht allerdings noch aus. Grundidee des Konzepts ist es, auch die Mieter aktiv an der Energiewende zu beteiligen: Während Eigentümer mit der Errichtung etwa einer Photovoltaikanlage schon seit vielen Jahren von der Energiewende profitieren können, war es Mietern nicht möglich, Solarstrom vom eigenen Dach zu beziehen. Das im Jahr 2017 eingeführte Mieterstromgesetz hat die erhoffte Wirkung am Markt nicht entfaltet. Perspektiven bieten nun das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2021 und die begleitend dazu verabschiedete Entschließung des Bundestags. (Nachweis für Beitragsbild: ContextCrew)

Letzte Aktualisierung des Dossiers:
18. März 2021: Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat die Korrekturen im EEG 2021 zum Thema Mieterstrom übersichtlich zusammengefasst. Wir haben einen entsprechenden Kasten in das Dossier aufgenommen.

Mieterstrom: Großes Potenzial – aber bislang ein nicht eingelöstes Versprechen

Das Potenzial von Mieterstrom ist groß: Rund 3,8 Mio. Wohnungen könnten mit Mieterstrom versorgt werden, heißt es in einer Analyse, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat. Andere Beobachter halten sogar eine deutlich höhere Zahl potenzieller Nutzer von Mieterstrom für realistisch.

Bislang ist das Potenzial nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft. Der Versuch, dem Thema durch einen gesetzlichen Rahmen Struktur zu geben und ein Förderregime zu entwickeln, ist bislang weitgehend verpufft (vgl. dazu ausführlich die nachfolgenden Analysen zum Mieterstromgesetz). Dabei ist es keineswegs so, als mangele es an Dienstleistern, die mit innovativen Konzepten und ganzheitlichen Ansätzen dem Mieterstrom Schwung geben wollen. In der Breite ist die Beteiligung der Mieter an der Energiewende aber noch nicht geglückt.

EEG-Novelle 2021 macht Hoffnungen, dass es in Sachen Mieterstrom aufwärts geht

Das im Dezember 2020 verabschiedete Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schürt nun neue Hoffnungen, dass es in Sachen Mieterstrom wieder vorangehen könnte. Die jetzt möglichen Quartiersansätze und die Anlagenzusammenfassung brächten deutliche Verbesserungen beim Mieterstrom im EEG, führt der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) aus. Verbände hatten sich in der Vergangenheit wiederholt stark gemacht für einen entsprechend breiteren Ansatz bei der Konzeption des gesetzlichen Rahmens für Mieterstrom.

Darüber hinaus macht die dem EEG beigefügte Entschließung des Bundestags Mut, dass weitere bestehende Hemmnisse für Mieterstrom beseitigt werden könnten. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, „einen Regelungsvorschlag unverzüglich vorzulegen, der es dem Deutschen Bundestag ermöglicht, eine gesetzliche Regelung zu beschließen, nach der Wohnungsunternehmen die erweiterte Kürzung bei der Gewerbesteuer nicht verlieren, wenn sie unter anderem Mieterstrom über Solaranlagen auf ihren Gebäuden erzeugen und veräußern“. Damit sind Perspektiven geschaffen, von der Branche identifizierte wesentliche Hemmnisse für Mieterstrom aus dem Weg zu räumen.

Nachbesserungen für Mieterstrom im EEG 2021

Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat die wichtigsten Korrekturen zum Mieterstrom im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 zusammengefasst:

  • Der bisher geltende unmittelbare räumliche Zusammenhang zwischen Erzeugung und Verbrauch des Stroms wird erweitert. Künftig ist auch eine Versorgung innerhalb eines Quartieres möglich. Das soll dazu führen, dass Anlagen künftig größer dimensioniert werden und mehr Mieter an die PV-Anlage angeschlossen werden, was sich wiederrum positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt.
  • Eine weitere Änderung erfährt die sogenannte Anlagenzusammenfassung. Bisher wurden getrennte PV-Mieterstromanlagen, die beispielsweise auf baulich verbundenen Gebäuden innerhalb von zwölf aufeinanderfolgenden Kalendermonaten in Betrieb genommen wurden, als eine Anlage zusammengefasst. Dies hatte negative Auswirkungen auf die Vergütung der Anlagen. Künftig erfolgt für die Ermittlung der Höhe des Vergütungssatzes keine Anlagenzusammenfassung mehr. Dies gilt jedoch nur für Anlagen, die nicht am selben Anschlusspunkt betrieben werden.
  • Lieferkettenmodelle sind förderfähig. Das bedeutet, dass die Stromlieferung nicht direkt durch den Anlagenbetreiber an den Mieter erfolgen muss, sondern auch durch einen Dritten, beispielsweise einen Energiedienstleister erfolgen kann. Diese Klarstellung ist zu begrüßen, da für viele Anlagenbetreiber der Aufwand eines Mieterstrommodells als zu hoch galt.
  • Last but not least wurde auch die Förderung an sich auf neue Beine gestellt. Künftig wird der anzulegende Wert für den Mieterstromzuschlag in Abhängigkeit der installierten Leistung zwischen 3,79 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) und 2,37 ct/kWh liegen. Die genannten Werte unterliegen, wie bisher auch, der Degression – der Degressionsmechanismus wurde ebenfalls angepasst.

Lesen Sie in den folgenden Abschnitten, wie das Mieterstromgesetz entstanden ist und aus welchen Gründen es bislang keinen echten Markterfolg hatte. Zudem stellen wir in einem Abschnitt ein Mieterstromtool und weitere wichtige externe Quellen vor.

Bestand laufender Mieterstromprojekte wächst stetig

Defizite bei der Praxistauglichkeit des Mieterstromgesetzes sind aber nicht der einzige Grund, warum das Thema bislang noch immer nicht aus der Nische getreten ist. Ein Grund sind auch Informationsdefizite, wie eine Analyse der Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) vom Mai 2019 belegt. Selbst in Wohnhäusern, in denen bereits Mieterstrommodelle umgesetzt wurden, wüssten die dort wohnenden Mieter oft nichts über diese Möglichkeit, heißt es seitens der ASEW. Meist trete hier das Informationsdefizit gleich doppelt auf: Weder wüssten die Befragten, dass sie eine Möglichkeit haben, direkt über den Vermieter oder einen von diesem ausgewählten Dienstleister Strom zu beziehen, noch, was unter Mieterstrom eigentlich genau zu verstehen ist.

Zahlen zur Förderung nach dem Mieterstromgesetz
Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurde seit dem Inkrafttreten des Mieterstromgesetzes im Juli 2017 bis Juli 2019 für 677 Projekte eine Förderung über das Mieterstromgesetz gewährt. Das Fördervolumen umfasst eine installierte PV-Leistung von inzwischen 13,9 MW, woraus sich eine durchschnittliche Größe von etwa 20,5 kWp pro Mieterstromprojekt ergibt – die neu hinzugekommenen Projekte haben den Schnitt dabei deutlich gesenkt, im ersten Jahr waren die Projekte durchschnittlich mehr als 27 kWp groß.

Für das Jahr 2020 weist das Marktstammdatenregister der BNetzA eine Summe von 16,3 MW aus, die im Rahmen des Mieterstromgesetzes gefördert werden. Aber auch mit dem aktuellen Fortschritt liegt die Nachfrage nach Fördermitteln noch sehr weit unter dem gesetzlichen Deckel von 500 MW pro Jahr.

Mieterstrommodelle auf der Grundlage des Mieterstromgesetzes haben sich bislang in der Breite nicht durchgesetzt. Das zeigen die Zahlen der Bundesnetzagentur. Dennoch werden fortlaufend neue Vorhaben entwickelt, die Gedanken von Quartiersentwicklung und Smart-City-Elementen zusammenbringen und damit den gegenwärtig noch sehr engen Rahmen des Mieterstromgesetzes sprengen.

Impulse durch sinkende Kosten von PV-Anlagen und Speicher sowie das Anbrechen der Post-EEG-Phase

Letztlich sind Mieterstrommodelle angesichts sinkender Kosten für die Stromerzeugung ein Geschäftsfeld, das schon bald an Bedeutung gewinnen dürfte. Auch die Einbindung von Energiespeichern könnte dabei an Attraktivität gewinnen. Der Ökoenergieversorger Naturstrom will gemeinsam mit Partnern in dem auf drei Jahre angelegten und vom BMWi mit 2,3 Mio. € geförderten Projekt Melani prüfen, wie Speicher in Mehrfamilienhäusern eingebunden werden können. „Zu knacken ist eine harte Nuss, denn beim Zugriff mehrerer Wohnparteien auf ein und denselben Stromspeicher muss stets exakt bestimmt und abgerechnet werden können, welche Strommengen durch welche Wohnpartei aus der häuslichen Stromerzeugungsanlage, dem Speicher oder aus dem öffentlichen Netz bezogen wurden“, heißt es bei Naturstrom.

Auch die zunehmende Zahl von Post-EEG-Anlagen könnte im Zusammenhang mit dem Angebot von Mieterstrom Impulse in den Markt bringen. Mieterstrom ist damit ein Thema, das als innovative Energiedienstleistung von etablierten und neuen Akteuren am Energiemarkt genau beobachtet wird. Davon zeugen auch Kooperationen wie die von Deutsche Wohnen und Getec. Die Unternehmen wollen gemeinsame Angebote für grünen Mieterstrom und Elektromobilität entwickeln, wie sie im Herbst 2020 bekannt gaben.

Über viele Mieterstromprojekte hat der Brancheninformationsdienst EUWID Neue Energie berichtet. Im Folgenden findet sich ein kurzer (und keineswegs vollständiger) Blick auf einige Vorhaben der vergangenen Monate und Jahre.

1Gießen

Der Ökoenergieversorger und Mieterstrom-Dienstleister Polarstern realisiert als Partner der Weimer Wohnbau GmbH & Co. KG in Gießen Mieterstromprojekte mit zahlreichen Partnern: dem privaten Immobilienunternehmen Imaxxam Asset Management GmbH, landeseigenen Wohnungsunternehmen wie der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt und privaten Investoren. Polarstern realisiert im neuen Gießener Quartier „Am alten Flughafen“ dabei verschiedene Mieterstrommodelle, vom Enabling bis zum Contracting.

2Berlin

Die Wohnungsbaugenossenschaft Neues Berlin und die Berliner Stadtwerke haben ein weiteres gemeinsames Mieterstromprojekt vereinbart. In der Wohnanlage Mühlengrund in Hohenschönhausen entstehen sechs Solarstromanlagen mit einer Leistung von rund 500 kW, wie die Stadtwerke mitteilten. Mieter von mehr als 1.100 Wohnungen könnten nach Abschluss des Projekts von Ökostrom vom eigenen Dach profitieren.

3Walsleben

Mit der Installation von rund 400 Solarmodulen auf zwei Neubauten der Gemeinde Walsleben ist Mitte Juni das erste kommunale Mieterstromprojekt im Bereich des Amtes Temnitz gestartet. Das teilte der Mieterstromanbieter Solarimo mit, der das Projekt gemeinsam mit dem Amt Temnitz umsetzt.

4Rheinsberg

Beim aktuell größten Mieterstromprojekt in Brandenburg sollen mehr als 1.500 Solarmodule im ersten Jahr über 450 MWh Strom erzeugen. Die Rheinsberger Wohnungsgesellschaft (Rewoge) arbeitet bei dem Vorhaben mit dem Mieterstromanbieter Solarimo zusammen.

5Schwarzheide

Nach drei Projekten in 2019 will die Wohnungsbaugenossenschaft Schwarzheide im nächsten Jahr zwei weitere Gebäude mit solarem Mieterstrom ausstatten. Partner ist der Mieterstromdienstleister Solarimo, der mit seinem Dachpachtmodell steuerlichen Risiken für die Wohnungsbaugenossenschaft begegnet. Aktuell sind Anlagen auf zwei weiteren Gebäuden des Plattenbau-Typs WBS 70 mit insgesamt 50 Wohneinheiten in Schwarzheide geplant. Die 250 Solarmodule auf den Dächern sollen über eine Leistung von 80kwp verfügen.

6Tübingen

Die Naturstrom AG hat am alten Güterbahnhof in Tübingen ihr bislang größtes Mieterstromprojekt entwickelt. Insgesamt 230 kW an PV-Leistung sollen jährlich 210 MWh Strom erzeugen, den die Mieter nutzen können. Innovativ ist der Einsatz eines LoRa-Funknetzes, über das Zähler für Strom, Wärme und Wasser ausgelesen werden können. Aber auch die Luftqualität oder due Parkplatzbelegung kann über das Netz angezeigt werden.

7Duisburg

Solarimo setzt für die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Süd ein Mieterstromprojekt um. Der Strom aus der PV-Anlage, die eine jährliche CO2-Einsparung von 41 Tonnen ermöglichen soll, wird ergänzt durch nach dem Grüner Strom Label zertifiziertem Okostrom aus deutschen Wasserkraftwerken. Gemäß den Regelungen des Mieterstromgesetzes ist der Strom mindestens 10 Prozent günstiger als der Grundversorgungstarif des lokalen EVU. Solarimo übernimmt den gesamten Prozess von der Planung über die technische Umsetzung bis hin zum Betrieb der Anlage und Verkauf des Stroms. Die Wohnungsgenossenschaft habe als Auftraggeber keinerlei Kosten.

8Bremen

Das erste Mieterstromprojekt der Stadt Bremen wurde vom Kölner Mieterstromanbieter Einhundert Energie GmbH umgesetzt. Zum Start weg habe man eine Beteiligungsquote von 50 Prozent erreicht, berichtet das Unternehmen. Der lokal erzeugte Solarstrom werde inklusive digitale Energiekostenabrechnung as a service angeboten. Das Unternehmen arbeitet mit einem softwarebasierten Ansatz, um von der Gebäudeanalyse bis zur verbrauchsgenauen Abrechnung je Mieter den Prozess einfach, schnell und zuverlässig abzuwickeln.

9Berlin

Eine der größten Mieterstrom-PV-Anlagen in Berlin haben die Elektrizitätswerke Schönau in Neukölln an den Start gebracht. Bei einer Leistung von knapp 100 kWp Leistung können 118 Haushalte den Mieterstrom beziehen, der nach EWS-Angaben mehr als zehn Prozent günstiger als der Grundversorgungstarif ist.

10Frankfurt am Main

Hessens größte PV-Mieterstromanlage ist jetzt vollständig am Netz. Die Mainova AG hat dafür in der Frankfurter Friedrich-Ebert-Siedlung eine Photovoltaik-Anlage mit rund 1.500 kWp Gesamtleistung errichtet.

11Hamburg/Lüneburg

Naturstrom realisiert drei neue Mieterstromprojekte in Norddeutschland. Sie zielen sowohl auf Neubau- und Bestandsgebäude als auch auf ein ganzes Stadtquartier.

12München

Die Stadtwerke München (SWM) errichten eine 428-kWp-Photovoltaikanlage für ein Mieterstromprojekt. Das Modell ist außerhalb der Förderung des Mieterstromgesetzes konzipiert.

13Erlangen-Höchstadt

Die Naturstrom AG und die EnergieWende Erlangen und Erlangen-Höchstadt eG (Ewerg) setzen ein Versorgungskonzept um, bei dem zwei Photovoltaikanlagen künftig 16 Gewerbeeinheiten mit grünem Strom direkt vom Dach beliefern.

14Marl

Mit der Einweihung einer neuen Photovoltaikanlage erlebte das Mieterstromprojekt im Wohnquartier Clara-Wieck-Straße in Marl jetzt seinen offiziellen Startschuss. Die Hertener Stadtwerke investieren in die Solaranlage, die städtische Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Marl, Neuma, stellt die erforderliche Dachfläche zur Verfügung.

15Mettmann

Seit Juli 2018 speist eine PV-Anlage mit einer Leistung von 20 kWp Strom in das Hausnetz eines Mehrfamilienhauses in Mettmann ein. Realisiert wurde das Projekt vom Düsseldorfer Ökoenergieanbieter Naturstrom. Die Anlage erzeugt jährlich rund 18 MWp Solarstrom, der durch Ökostrom der Naturstrom AG ergänzt wird. Überschussstrom, der nicht vor Ort verbraucht wird, wird ins Netz eingespeist.

16Köln

Aus dem Baugebiet Lindgens-Areal soll ein Kölner Vorzeigeviertel in Sachen nachhaltiges und ökologisches Wohnen werden. Das geht aus einer Mitteilung der Rheinenergie hervor, die bei der Entwicklung neuen Quartiers im Mülheimer Hafen mit den Investoren des Areals, der Lindgens & Söhne GmbH & Co. KG, der Lindgens Areal Projekt GmbH & Co. KG und Wolfgang von Moers kooperiert. Die Rheinenergie und ihre Schwestergesellschaften des Stadtwerkekonzerns unterstützen das Projekt unter anderem Fernwärme aus dem Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerk Niehl 3 sowie mit Photovoltaik-Anlagen, die für die Umsetzung eines Mieterstrommodells zum Einsatz kommen, und mit intelligenten Lösungen für Elektromobilität.

17Esslingen

Die Partner Polarstern und RVI sehen das Quartier Lok.West als ein Paradebeispiel für die vielfältige Nutzung von Mieterstrom. Auf einem rund 26.500 m² großen Grundstück in der Weststadt von Esslingen entstehen in fünf Baublöcken bis 2022 etwa 500 Wohneinheiten und Gewerbeflächen unterschiedlicher Größen. Das gesamte Projekt hat ein Investitionsvolumen von rund 190 Mio. €. Der aktuell im Bau befindliche Gebäudekomplex Béla wird bis 2018 fertiggestellt und ist das erste und später zweitgrößte Gebäude des neuen Quartiers. Auf etwa 5.600 Quadratmetern entstehen neun Gewerbeeinheiten und 132 Wohneinheiten. Das Mieterstromkonzept soll den Mietern ermöglichen, auf wirtschaftliche Weise einen Großteil der im Gebäude mittels PV-Anlage und Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugten Energie vor Ort zu verbrauchen. Insgesamt sollen so 80 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. „Alles in allem realisieren wir mittels PV-Stromerzeugung, Biogas-Brennwerttherme und Biogas-BHKW eine 100 Prozent CO2-neutrale Energieversorgung und sparen gleichzeitig sogar noch 50 Prozent mehr Energie als laut EnEV-Kriterien gefordert ist“, so RVI-Geschäftsführer Carsten Buschmann. (EUWID 5/2017)

18Wiesbaden

ABO Wind beliefert die Mieter des Gewerbeparks „Unter den Eichen 7″ mit Strom und Wärme. Jetzt wurde eine Redox-Flow-Batterie installiert, die das Energieversorgungskonzept noch effektiver machen soll. Die rund 1,2 m² große und eine Tonne schwere Batterie speichert Strom, wenn er nicht vor Ort benötigt wird. „Damit ist die Batterie eine ideale Ergänzung für unser Energiekonzept”, erklärt Mike Luther, Leiter der zuständigen Wärmeabteilung bei ABO Wind, die in Wiesbaden vor einem Jahr zwei Blockheizkraftwerke und eine Photovoltaik-Anlage installiert hat.

Das Energie- und IT-Unternehmen Lichtblick realisiert gemeinsam mit der enercity contracting GmbH aus Hannover vier neue Mieterstrom-Projekte in Hamburg und Dortmund. Beide Unternehmen beteiligen sich im Rahmen von Ausschreibungen für Neubauwohnungen an dem Projekt. In den neuen Mehrfamilienhäusern setzen die Planer von Anfang an auf Energieerzeugung und -verbrauch vor Ort. Blockheizkraftwerke in den Häusern erzeugen Wärme und Strom, beides sollen die Bewohner direkt und preisgünstig beziehen. „Für Baugesellschaften spielt die Eigenversorgung eine immer größere Rolle”, erklärte der Geschäftsführung Energiewirtschaft bei Lichtblick, Gero Lücking. Sie müsse bereits bei der Planung mitgedacht und konzipiert werden. Sollte der vor Ort erzeugte Strom für die Versorgung nicht ausreichen, beziehen die Bewohner 100 Prozent Ökostrom von Lichtblick. (EUWID 50/2016)

19Neustadt/Weinstraße

Die Stadtwerke Neustadt an der Weinstraße GmbH haben jetzt ein Mieterstrommodell auf Gebäuden der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBG realisiert. Gemeinsam mit der Ludwigshafener Pfalzsolar installierten die Stadtwerke auf sieben Gebäuden Solaranlagen. Den Strom verkaufen die Stadtwerke an die Mieter, teilte Pfalzsolar mit. „Das Photovoltaik Mieterstrommodell lohnt sich für alle Beteiligten”, versichert Dominic Lauer, Leiter Privat- und Geschäftskundenvertrieb bei Pfalzsolar. Der Solarstrom vom Dach sei günstiger als Strom aus herkömmlichen Energiequellen, da durch Erzeugung und Verbrauch direkt im Haus die öffentlichen Netze nicht genutzt und damit keine Netzentgelte und Umlagen fällig würden. „Für uns ist das Mieterstrommodell ein voller Erfolg”, erklärt Holger Mück, Geschäftsführer der Stadtwerke Neustadt. Bereits die Hälfe der Mieter habe sich im ersten Schritt für das Modell entschieden. (EUWID 47/2016)

20München

Die Naturstrom AG hat ein weiteres Mieterstrom-Projekt umgesetzt. Der Öko-Energieversorger beliefert vier Wohngebäude zweier Bauherrengemeinschaften im Münchener Domagkpark, dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne, mit Mieterstrom aus Photovoltaikanlagen. Auf vier Häusern, die auf Initiative und unter Führung der Conplan Betriebs- und Projektberatungsgesellschaft mbH sowie der Bürgerbau AG gebaut wurden, ließ Naturstrom Photovoltaikanlagen errichten. Die Anlagen mit einer Leistung von zusammen ca. 43 Kilowatt peak erzeugen pro Jahr rund 48 MWh Sonnenstrom. Diesen Sonnenstrom liefert Naturstrom direkt über das Hausnetz an die 50 Wohnparteien. Rund 30 Prozent des Bedarfs werden so gedeckt. Wenn der Strombedarf die Produktion der Solaranlagen übersteigt, versorgt Naturstrom die Häuser mit Ökostrom aus dem öffentlichen Netz. Überschüsse aus den Solaranlagen werden hingegen kaum anfallen: Die Anlagen sind so dimensioniert, dass je nach Haus zwischen 70 und 98 Prozent des erzeugten Stroms direkt verbraucht werden können. (EUWID 36/2016)

21Tübingen

Die Stadtwerke Tübingen steigen zunächst mit einem Pilotprojekt in das Mieterstrom-Geschäft ein. In Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft GWG Tübingen versorgen die Stadtwerke das erste Gebäude in der Stadt mit Mieterstrom, wie das Unternehmen mitteilte. Zu diesem Zweck wurde auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses eine Solaranlage mit 52 kW installiert, die der direkten Stromversorgung der Mieter dient. Bei starker Solareinstrahlung können die Mieter den Strom nutzen. Überschüssiger Strom fließt in das Stromnetz. In sonnenarmen Zeiten wird Strom aus anderen Quellen über das Netz in das Gebäude eingespeist. Laut Stadtwerke Tübingen ist der Mieterstrom etwa zehn Prozent günstiger als der Ökostromtarif des Kommunalversorgers. (EUWID 35/2016)

22Berlin

Die Berliner Energieagentur (BEA) hat auf einem Neubau der Charlottenburger Baugenossenschaft in Berlin-Adlershof eine neue Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Es sei die erste Solaranlage der BEA für einen genossenschaftlichen Neubau, teilte die Energieagentur mit. Die Bewohner der „Charlotte am Campus” können den auf den Dächern ihrer Wohnhäuser produzierten Mieterstrom als BEA-Kiezstrom direkt beziehen. Weitere Besonderheiten der Anlage mit insgesamt 270 Modulen sind die Ausrichtung gen Osten und Westen sowie das begrünte Dach. Durch die Anordnung in zwei verschiedene Himmelsrichtungen werde die Sonneneinstrahlung optimal eingefangen und für die Verbrauchslastspitzen in den Morgen- und Spätnachmittagsstunden genutzt. Für das Bauprojekt „Charlotte am Campus” mit 121 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit sei ein besonders klimafreundliches Energiekonzept umgesetzt worden. Bei der Wärmeversorgung kommt Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf Biomassebasis zum Einsatz. (EUWID 25/2016)

23Konstanz

Die Stadtwerke Konstanz haben ein Mieterstrommodell entwickelt, das in einem Projekt zusammen mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wobak in deren Gebäude im Drechslerweg umgesetzt worden ist. In dem Mehrfamilienhaus sind neben 27 geförderten Mietwohnungen das neue Kunden-Center der Sparkasse Bodensee und der Polizeiposten Wollmatingen untergebracht, berichtet Stadtwerke-Geschäftsführer Kuno Werner. Energiewende im Stromsektor bedeute für die Stadtwerke vor allem den Ausbau hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung und Photovoltaik. Mit dem von Mieterstrommodell sei es gelungen, die zukunftsträchtigen Geschäftsfelder Energieliefer-Contracting, Telekommunikation (Glasfaser) und Smart Metering erfolgreich miteinander zu verknüpfen. Unterstützt wurde die Umsetzung des Modells aus Mitteln der Grüner-Strom-Zertifizierung. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) im Gebäude erzeugt neben Wärme auch Strom. Hinzu kommt eine Photovoltaikanlage mit 23 kWp auf dem Dach.

24Heidelberg

Die Stadtwerke Heidelberg und die Baugenossenschaft Neu Heidelberg haben einen Kooperationsvertrag über die Versorgung einer geplanten Wohnanlage im Wieblinger Weg mit einer Photovoltaik-Anlage im Mieterstrommodell unterzeichnet. Die künftigen Bewohner werden mit Solarstrom vom Dach der Mehrfamilienhäuser versorgt und sollen über Smart Meter jederzeit ihren Stromverbrauch im Blick haben, teilten die Stadtwerke mit. Die Anlage werde etwa ein Drittel des Stromverbrauchs der insgesamt 21 Parteien abdecken. Die Stadtwerke errichten und betreiben die Photovoltaikanlage. Die Solarmodule mit einer Fläche von über 200 m² erzeugen 34.000 kWh Strom pro Jahr, davon werden 19.000 kWh im Gebäude verbraucht und der Rest in das öffentliche Netz eingespeist. „Bei einem Gesamtstrombedarf der Mieter von rund 58.300 kWh stammen damit rund 33 Prozent des Stroms aus Sonnenenergie. Außerdem erwarten wir eine Einsparung von 19 Tonnen CO2 pro Jahr”, erläuterte der Geschäftsfeldleiter Regenerative Stromerzeugung bei den Stadtwerken Heidelberg, Felix Gudat, die technischen Details der Anlage.

25Frankfurt

Der Frankfurter Energieversorger Mainova hat ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Mieter eines Mehrfamilienhauses ihren Strom aus einem Blockheizkraftwerk im eigenen Keller beziehen können. In der Liegenschaft Kronthaler Straße 5 der ABG Frankfurt Holding hat Mainova die Heizungsanlage um ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ergänzt. Es produziert Strom und Wärme in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Der Energieversorger teilte mit, dass er eigens einen Mieterstrom-Tarif „Mainova Strom Lokal“ entwickelt hat. Der im BHKW erzeugte Strom sei im Vergleich zu Strom aus dem öffentlichen Netz günstiger. Das liege daran, dass der vor Ort erzeugte Strom direkt ohne großen Leitungsaufwand zu den Kunden fließen kann. Die sich daraus ergebenden Kosten-Vorteile gebe die Mainova an die Mieter weiter. Mit 24,5 Cent je kWh (brutto, gültig ab dem 1. Januar 2015) sei „Mainova Strom Lokal“ der günstigste Tarif der Mainova in Frankfurt. „Der Standort bietet die idealen Voraussetzungen für das Pilotprojekt. (EUWID 1/2015)