Die LEAG und der Projektentwickler EPNE haben die letzten von insgesamt 34 Dalben in den im Winter 2021/2022 verdichteten Tagebauboden des Cottbuser Ostsees eingerammt. Damit nimmt Deutschlands größte schwimmende Solaranlage weiter Form an. Die Anlage soll ein Startpunkt für weitere erneuerbare Projekte im Umfeld des Sees werden, sagt LEAG-CEO Thorsten Kramer. „Mit einer Kombination von Floating PV, Windkraft und Seethermie steigt der Cottbuser Ostsee zu einer Modell-Region für eine nachhaltige Energieversorgung auf.“
Das Fraunhofer Institut hat den Flächen auf Bergbaufolgeseen in ehemaligen Kohlerevieren selbst unter Berücksichtigung paralleler Nutzungsaspekte enorme PV-Potenziale von bis zu 2,74 GW bestätigt. Allerdings müssten Investitionsanreize durch Innovationsausschreibungen geschaffen werden, da die Investitionskosten für schwimmende Solaranlage höher liegen als bei herkömmlichen PV-Freiflächenanlagen.
Mit dem Abbau regulatorischer Hürden, sowie der Einordnung von Tagebauseen als Konversionsflächen im EEG könnte die Technologie deutlich zu den Ausbauzielen des Bundes beitragen, heißt es bei der LEAG. Auch der im Bereich von Floating-PV führende Projektentwickler BayWa r.e. hat kritisiert, dass durch Beschränkungen aus dem „Osterpaket“ das Potenzial für Floating-PV „nahezu nicht mehr existent“ sei. So dürfen nur 15 Prozent der Wasserfläche genutzt werden. Zudem müssen die Anlagen 40 Meter vom Ufer entfernt sein. „Wir hatten 460 potenzielle Wasserflächen identifiziert, davon sind jetzt noch 22 übrig – alles ehemalige Braunkohle-Tagebaue“, sagte Stefanie Wimmer, Leiterin des Solargeschäfts der Baywa r.e. in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika, bereits Ende 2022.
„Maßvolles Nachjustieren der Anforderungen aus Wasserhaushaltsgesetz notwendig“
Nach aktuellem Stand will das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) Erleichterungen für den Zubau besonderer Solaranlagen (Floating-, Agri- und Parkplatz-PV) im Zuge des Solarpakets II adressieren. Man werde die Förderung der besonderen Solaranlagen „nochmal prüfen und bei Bedarf nachjustieren“, heißt es in der kürzlich präsentierten Photovoltaik-Strategie. Im Hinblick auf schwimmende PV-Anlagen sollte der Zubau erleichtert werden. Die Kriterien im Wasserhaushaltsgesetz beschränkten den weiteren Ausbau zu stark. Die hohen Anforderungen in Bezug auf Uferabstand sowie die Flächenbedeckung des Gewässers führten in der Praxis dazu, „dass Floating-PV-Projekte nicht entwickelt werden können“, heißt es weiter. „Hier ist ein maßvolles Nachjustieren der Anforderungen aus dem Wasserhaushaltsgesetz auch in Deutschland notwendig, um mehr Projekte zu ermöglichen.“
Dominique Guillou, Geschäftsführer von EPNE, sieht in dem Cottbuser Projekt auch aus Sicht der Projektentwicklung ein Highlight. „Die Anlage wird auf dem trockenen Seeboden gebaut und schwimmt dann mit steigendem Wasserspiegel auf. Das ist bisher einmalig und der Grund für das innovative Verankerungssystem“, erläutert Guillou. Die Anlage solle sich gut in das Gesamtbild des Sees einfügen und auch in Einklang mit der touristischen Nutzung stehen.
29 GWh Solarstrom können auf Cottbuser Ostsee geerntet werden
Im Laufe der Projektentwicklung konnten LEAG und EPNE die Leistung der schwimmenden Solar-Anlage auf 29 MW erhöhen (vorab 21 MW), wodurch sich die Jahresstromerzeugung auf 29 GWh steigert. Strom, mit dem der Jahresverbrauch von rund 8.250 Haushalten gedeckt werden kann. Die Anlagenfläche wird mit 16 Hektar (rund 22 Fußballfelder) weniger als ein Prozent der Seefläche ausmachen und stehe damit im Einklang mit den touristischen Nutzungszielen des Sees. Die Inbetriebnahme der Floating-PV-Anlage ist für die zweite Jahreshälfte 2024 vorgesehen.
Die innovative Verankerung auf Basis von eingerammten Dalben sehen die Projektpartner als das „technologische Highlight des Projekts“. Dalben sind eine bewehrte Technologie zur Verankerung von Seebrücken, bei einem Floating-PV-Projekt werden sie allerdings erstmalig angewendet. An 15 Meter langen Stahlrohren werden die Solar-Module während und nach Abschluss der Flutung auf dem 1.900 Hektar großen See sicher verankert sein.
Vorteil des Verfahrens ist den Angaben zufolge die wartungsarme Verankerung aufgrund weniger notwendiger Anker und der Verzicht auf eine Vielzahl von Ankerketten, welche beim an- und absteigenden Wasserspiegel nachjustiert werden müssten. Rund 51.000 Solarmodule auf fast 1.900 Schwimmkörpern werden an den 34 Dalben befestigt sein.
Kontext zum Thema: